Die globale Erwärmung wirkt sich auch bei uns aus. In den vergangenen zwei Jahrzehnten ist es sehr deutlich geworden, dass unser mitteleuropäisches Klima sich ändert. So sind inzwischen die meisten Winter sehr milde mit wenig Schnee. Außerdem gibt es sehr sonnige und trockene Wärmeperioden im Frühjahr, Sommer und Herbst. Deshalb ziehen die wärmeliebenden Libellenarten aus den Mittelmeerregionen Italiens, Südfrankreichs und Spaniens in nördliche Richtungen.
Nach Rheinland-Pfalz gelangen sie, indem sie entlang der großen, wärmebegünstigten Flusstäler wandern. Nordwärts geht es also über das Rhônetal, Saônetal und dann entlang des Mosel- und Saartales ins Saarland und nach Zweibrücken.
Dort, wo im Hornbachtal offene Wiesen und Weiden mit flachen Tümpeln erhalten sind, wie zum Beispiel im Mauschbacher Bruch, vermehren sich einige Mittelmeer-Libellenarten in beträchtlicher Anzahl, wie der Südliche Blaupfeil, die Südliche Heidelibelle und das Kleine Granatauge.
Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) Zweibrücken pflegt ein Feuchtgebiet in einem Hornbach-Mäander zwischen Dietrichingen und Mauschbach, das Mauschbacher Bruch, durch Ganzjahresbeweidung mit Schottischen Hochlandrindern.
Die Talaue wird vom Hornbach im Winterhalbjahr flächig überschwemmt und trocknet über einen Entwässerungsgraben im Sommer weitgehend aus. Auf dem nährstoffreichen Auelehm haben sich infolge der wechselnden Feuchtigkeit großflächig Großseggenriede aus Sumpfsegge, Ufersegge, und andere Seggenarten, sowie Mädesüß-Hochstaudenfluren gebildet. Im Zentrum bereichert ein ganzjährig nasses Großseggenried mit offenen Wasserflächen das Gebiet, die Wassertemperaturen waren hier 21° – 31°C. Kleine Quellaustritte und Quelltümpel mit Wassertemperaturen von 12° C sind weitere interessante Landschaftselemente. Einige Grauweidengebüsche gliedern die offenen Wiesenflächen.
Der flussbegleitende Galeriewald ist lückig und ließ Raum für Hochstaudenfluren aus Brennessel, Indischem Springkraut und Bärenklau. Der uferbegleitende Hochstaudensaum ist durch den Fraß der Schottischen Hochlandrinder fast ganz reduziert. Der mäandernde Hornbach enthält reichlich Tot- und Treibholz sowie zahlreiche, schlammige Sandbänke, welche zum Teil beschattet sind.
Die flachen Tümpel der beweideten Sumpfwiesen sind kaum beschattet, so dass die Wassertemperatur hier im Sommer über 30°C erreicht.
Der Südliche Blaupfeil schätzt solche Temperaturen und ist infolge guter Vermehrung jedes Jahr von Mai bis Juli in großer Anzahl über den flachen Tümpeln zu beobachten. Manchmal sonnen sich auch einige der vollständig hellblau gefärbten Männchen auf dem Feldweg.
Die rotgefärbte Südliche Heidelibelle ist sehr schwer zu erkennen, weil sie von unseren heimischen Heidelibellen-Arten wie der Gemeinen Heidelibelle oder der Blutroten Heidelibelle kaum zu unterscheiden ist. Die Große Heidelibelle ist bereits vor vielen Jahrzehnten aus dem Süden bei uns eingewandert und inzwischen fester Bestandteil unserer Libellenfauna.
Am Hornbach sind spezialisierte Libellenarten zu beobachten, deren Larven nur in sauerstoffreichen sauberen Flüssen leben können. Dieses sind die Gebänderte Prachtlibelle, die Blauflügel-Prachtlibelle, die Blaue Federlibelle und die Grüne Flussjungfer. Sie alle profitieren davon, dass der Hornbach noch sehr reines Wasser hat. Dieses belegen die Wasserproben aus dem Fluss, die nach gründlicher Untersuchung in die Gewässergüteklasse 2 eingestuft worden sind.
Unabhängig davon ist es für alle Flusslibellen wichtig, dass der Flusslauf selbst ein natürliches Ufer mit reichlich Wasservegetation und zahlreichen Sandbänken aufweist. Für Libellen ist der
Hornbach außerdem interessant, weil in ihm kleine Todholzbarrieren als Sitzwarte und sonnige Lichtungen vorhanden sind. Für die von der Sonnenwärme abhängigen Libellen ist es wichtig, dass nicht
überall am Ufer große Bäume stehen und den Fluss beschatten. Die paarungsbereiten Libellen-Männchen sitzen am liebsten an sonnigen Uferabschnitten, wenn sie nach Weibchen Ausschau
halten.
Die Männchen der Grünen Flussjungfer sitzen vorzugsweise auf trockenen Ästen, die dicht über die besonnte Wasseroberfläche des Baches ragen. Von hier können sie paarungsbereite, über dem Bach fliegende Weibchen bereits von weitem erkennen und versuchen, eine Paarung einzuleiten. Andere Männchen werden meist toleriert, wenn sie dem eigenen Ansitz nicht zu nahe kommen. Befruchtete Eier legen die Flussjungfer-Weibchen über Sandbänken ab, wenn diese etwas unter Wasser liegen.
In solchen Sandbänken graben sich die Larven etwas ein und jagen grabend im flachen Sand nach Würmern, Kleinkrebsen oder anderen Larven. Das Eingraben bringt für sie den großen Vorteil mit sich, dass die Strömung die sehr leichten Larven nicht fortträgt und in Bereichen wieder ablagert, in denen sie nicht leben können. Bedingt durch das kühlere Bachwasser entwickeln sich die Larven der Grünen Flussjungfer nur sehr langsam. Ihre Gesamtentwicklungszeit beträgt etwa drei bis vier Jahre.
Während dieser langen Zeitspanne kann ihnen natürlich viel passieren. So gelangen Spritzmittel und Güllereste in die Bäche oder etliche Sandbänke werden weggebaggert, damit das Wasser schneller abfließt. Im letzteren Fall würden auf einmal drei bis vier Larvengenerationen verloren gehen. Dies hätte zur Folge, dass die Flussjungfern schließlich verschwinden.
Der NABU Zweibrücken spricht deshalb immer wieder mit den Wasser- und Fachbehörden, um diesen unerwünschten Effekt zu verringern. Unsere Schutzbemühungen haben Erfolg gehabt, denn jedes Jahr konnten wir die gut getarnten Grünen Flussjungfern am Hornbach beobachten.
Für alle Besucher sind die auffälligen Männchen der Prachtlibellen leicht zu entdecken. Ihre Flügel sind leuchtend erzblau gefärbt, um mittels dieser Signalfarben Reviere zu besetzen, Weibchen anzulocken und Rivalen mit Drohgebärden einzuschüchtern.
Wer sich Zeit nimmt und am Ufer still verweilt, wird bald bemerken, dass die Prachtlibellen-Männchen kleinere Reviere verteidigen, indem sie auf exponierten Halmen oder Zweigen sitzen und von dort aus männliche Eindringlinge anfliegen, ins Wasser drücken oder sogar beißen. Weibchen sind willkommen.
Wenn die auffälligen Paarungstänze mit gespreizten Flügeln Erfolg haben, beginnt anschließend die Paarung in Form eines Rades. Dieses ist oft herzförmig. Nach der Paarung legt das Weibchen im Revier die Eier ab und wird dabei vom Männchen bewacht. Nur allzu oft werden Paarungräder und eierlegende Weibchen von anderen Männchen attackiert. Meist entstehen dann kleinere Keilereien zwischen den Männchen.
Die Weibchen legen die befruchteten Eier immer in dichte Wasserpflanzenbestände, vornehmlich in Wasserstern. Aber auch ins dichte Feinwurzelgeflecht von Weiden und Erlen, wenn deren Feinwurzeln frei ins Wasser hineinreichen. Die Larven leben innerhalb der Wassersternpolster oder im dichten Geflecht der Wasserwurzeln, weil sie hier vor der Strömung geschützt sind.
Insgesamt haben Mitglieder der NABU Gruppe Zweibrücken am Bachlauf, an den Teichen und über den flachen Sümpfen im relativ kleinen Mauschbacher Bruch 21 Libellenarten festgestellt. In Deutschland sind bislang 81 Arten gefunden worden.
Unser kleines Feuchtgebiet beherbergt also ca. 26 %, d. h. mehr als ein Viertel aller deutschen Libellenarten. Für den Erhalt von Libellen ist dies ein ganz besonderer Beitrag.
Dietmar Glitz und Hans Göppel, NABU Zweibrücken